Frau Wenzel, Ende 2018 haben Sie Ihr Unternehmen „Die Zeitfreunde“ gegründet. Erzählen Sie uns kurz, was sich hinter dem Unternehmen verbirgt?
Die Zeitfreunde sind für alle da, die Unterstützung im Alltag brauchen oder gemeinsame Zeit mit anderen Menschen suchen, um ihre Freizeit zu gestalten.
Wir begleiten zum Beispiel beim wöchentlichen Einkauf im Supermarkt, zum Arztbesuch und fahren mit den Menschen zur Bank oder in die Apotheke. Aber wir machen mit ihnen auch Stadtbummel, gehen spazieren, Eis essen oder einen Kaffee trinken. Die Liste ist nicht abschließend und richtet sich nach den individuellen Wünschen des Kunden.
Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Die Idee für die Zeitfreunde kam mir in meiner Elternzeit von meinem 3. Kind.
Ich hörte im Radio einen Beitrag darüber, dass ein Schauspieler aus den USA, in Kalifornien, sich dafür bezahlen lässt, dass er mit Menschen spazieren geht. Die Idee, das bei uns in der Gegend anzubieten, ließ mich nicht los. Ich spann die Idee weiter, denn ich fand, dass Spazieren gehen als einziges Angebot für mein Konzept zu wenig war.
In einem Interview haben Sie einmal gesagt: „Einsamkeit ist heutzutage ein stiller Begleiter vieler Menschen, ganz unabhängig davon, wie jung oder alt man sich fühlt.“ Richtet sich Ihr Angebot nur an Senioren oder gehören auch junge Menschen dazu?
Ja, „die Zeitfreunde“ sind für alle da, die Unterstützung brauchen oder gemeinsame Zeit suchen. Bei meinen jungen Kunden ist ein Grund für „die Zeitfreunde“, einen anderen Weg auszuprobieren sich der Welt wieder etwas zu anzunähern, weil es z.B. aufgrund einer psychischen Erkrankung auf klassischem Wege mit dem Sportverein oder Freunden nicht funktioniert.
Wer beauftragt Sie? Ist es die Tochter, die sich berufsbedingt nicht um ihre Mutter kümmern kann oder sind es die „Kunden“ selbst, die den Kontakt zu Ihnen suchen?
In der Regel sind es Angehörige, die den Kontakt zu mir suchen. Beispielsweise die Eltern, Kinder oder auch Enkelkinder, die unterstützen. Manchmal aber auch Nachbarn, gesetzliche Betreuer, soziale Dienste. In einigen Fällen aber auch die Personen selbst, die Unterstützung suchen oder sich jemanden wünschen, der mit ihnen eine schöne Zeit verbringt.
Kooperieren Sie mit sozialen Einrichtungen oder ist dies eher „Wettbewerb“?
Ich habe 10 Jahre im Psychosozialen Bereich als Sozialarbeiterin gearbeitet und kenne einige Akteure im sozialen Sektor. Zudem lege ich sehr viel Wert auf Netzwerkarbeit und freue mich immer darüber, die einzelnen Institutionen kennenzulernen. Natürlich gibt es einen Wettbewerb, aber es sind auch tolle Kooperationen entstanden, z.B. mit einem Seniorenheim, einer Seniorenresidenz, Pflegediensten usw.
Hauptberuflich sind Sie Sozialarbeiterin und 3fache Mutter. Wie schaffen Sie den Spagat zwischen ihrem Hauptjob, „die Zeitfreunde“ und Familie?
Mit Organisation, Struktur und Menschen, die mich tatkräftig unterstützen!
Kita und Schule mit Ganztagsbetreuung sind auch sehr wichtig und das läuft zum Glück super. Alle drei sind gut aufgehoben. Dann habe ich einen Mann, der hinter mir steht und alles mitträgt, was anfällt. Zwei liebevolle Omas, Tanten, die die Kinder von der Kita und Schule abholten, kochen und bei allem Anderen mit anpacken. Ich habe mir sozusagen ein Dorf geschaffen, das meine Kinder mit meinem Mann und mich begleitet. Ja, und dann gibt es Abende und Stunden am Morgen, die ich dafür nutze, um Papierkram usw. zu erledigen. Zudem muss ich anführen, dass mein Hauptjob mittlerweile mein Nebenjob geworden ist.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten…
… dann würde ich mir wünschen, dass „die Zeitfreunde“ mit Herz wachsen und es uns deutschlandweit gibt. Allerdings ist es nicht nur ein Wunsch, sondern ein klares Ziel, das ich verfolge. Große Träume können beängstigend wirken, aber sie geben einem die Möglichkeit, unglaubliche Dinge zu erreichen.
Vermerk: „Vielen lieben Dank an „Heimat für Macher“ für dieses Interview und das Interesse an meiner Arbeit.“
Quelle: heimatfuermacher.de